Berufsanerkennung in Österreich
Erfahrungen von Personen in Anerkennungs- und Nostrifizierungsverfahren ausländischer
Berufsqualifikationen (Andrea Egger, Michael Flotzinger. Karolina Seidl; 2023 im Auftrag vom ÖIF)
Die Anerkennungen, Nostrifizierungen und Gleichhaltungen von im Ausland erworbenen
Berufsqualifikationen sind für Antragsteller/innen ein wichtiger Aspekt für gesellschaftliche Teilhabe
und ökonomische Absicherung. Weiters berechtigen erfolgreich abgeschlossene
Anerkennungsverfahren erst zur Ausübung bestimmter reglementierter Berufe und Gewerbe in
Österreich. Auch für potenzielle Arbeitgeber/innen haben die Anerkennungen eine wichtige
Signalfunktion und sind relevant für Gehaltseinstufungen. Im Hinblick auf den demografisch nicht
deckbaren Arbeitskräftemangel ergibt sich auch eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung von
Anerkennungsverfahren ausländischer Qualifikationen von Zugewanderten.
Die derzeit geltenden Verfahren zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen
weisen einen hohen Grad an Fragmentierung auf. Das vielfältig ausgestaltete österreichische
Anerkennungssystem hat weitreichende Bezüge zu unterschiedlichen Gesetzen, die den Zugang zu
Berufen und Gewerben in Österreich regeln und Beratung und Anerkennung institutionalisieren. In
einer umfangreichen Studie aus dem Jahr 2015/2016 recherchierte das Sozialforschungsinstitut abif
im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds die Fallzahlen von Anerkennungen,
Gleichhaltungen, Nostrifizierungen und Bewertungen im Ausland erworbener Qualifikationen nach
Zuständigkeit unterschiedlicher Institutionen. Schon damals zeigte sich die Notwendigkeit politischen
Handelns. Im Juli 2016 beschloss der Nationalrat dann das Anerkennungs- und Bewertungsgesetz
(AuBG)9 mit dem Ziel, Migrant/innen den Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt zu erleichtern
und verfahrensrechtliche Bestimmungen zur Bewertung ausländischer Bildungsabschlüsse und
Berufsqualifikationen rechtlich zu verankern.
10 In Anbetracht der Entwicklungen der letzten Jahre und vor dem Hintergrund des aktuell in Österreich herrschenden Fachkräftemangels ist das Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens, tiefergehende Einblicke zu den individuellen Erfahrungen von Personen in Anerkennungs- und Nostrifizierungsverfahren ausländischer Berufsqualifikationen zu erhalten. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei mögliche Hürden und Schwierigkeiten, auf die Personen im Anerkennungsprozess stoßen, welche Unterstützungs- und Beratungsleistungen Betroffene in Anspruch nehmen sowie daraus abgeleitete Änderungsbedarfe. Der Fokus wird explizit auf die Anerkennungsprozesse von Ausbildungen gelegt, die in Drittstaaten absolviert wurden und somit nicht von der EU-Anerkennungsrichtlinie11 erfasst sind.
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